Interview mit Veronika Wyss zu Nanni
Hast du Zeit für mich?
Gesucht werden ehrenamtliche
Großelternpaten/-patinnen
Christine Hopp, Prädikantin und Ehrenamtsbeauftragte der Ev. Paulus-Kirchengemeinde, interviewt Veronika Wyss
Frage: Frau Wyss, wie kamen Sie auf die Idee für eine Großeltern- bzw. Familienpatenschaft?
Fr. Wyss: Es zeigt sich ein Bedarf an einem generationsübergreifenden Miteinander durch das Kursangebot der Familienbildung und durch die Familien mit Kindern, die unsere Familienbildungsstätte aufsuchen. Es gab von Elternseite aus verschiedene Anfragen. Die jungen Familien, die hier hergezogen sind, suchen Großeltern, weil ihre Eltern zu weit weg wohnen.
Frage: Warum heißt das Projekt NANNI und warum haben Sie die Kirsche als Symbol gewählt?
Fr. Wyss: Das Kirschsymbol soll das Gemeinsame aus drücken, den partnerschaftlichen Gedanken beinhalten. NANNI ist eine Kirschsorte und erinnert an das italienische Wort Nonna und Nonno für Oma und Opa im Italienischen. Kirschbäume drücken Freude aus, wie auch die rote Farbe der Kirschen. Die Patenschaft soll auch Freude machen.
Frage: Wer soll sich von Ihrem Projekt angesprochen fühlen?
Fr. Wyss: Ich würde mich freuen, wenn sich Frauen und Männer ab 50+ angesprochen fühlen, die einmal pro Woche für 3-4 Stunden Zeit haben, um regelmäßig mit Kindern zwischen einem und zehn Jahren zu spielen, zu basteln, ihnen vorzulesen, Hausaufgaben betreuen, das Kind von der Kita abholen und vieles mehr. Wichtig ist, dass sie Zeit haben für die Kinder und eine Beziehung zu der Familie aufbauen und verlässlich sind.
Frage: Was wünschen Sie sich von den Paten und wie sieht Ihre Unterstützung aus?
Fr. Wyss: Wir erwarten in erster Linie Einfühlungsvermögen, Empathie und Freude an dieser ehrenamtlichen Aufgabe.
Geduld und eine gewisse Konfliktfähigkeit sollten vorhanden sein, denn Konflikte gehören in jede Beziehung. Dazu gehört aber auch, diese Konflikte mitzutragen und Lösungen zu finden. Bei allem steht jedoch das Kind im Mittelpunkt. Wir beraten die Patinnen und Paten und freuen uns, wenn sie an den Ehrenamtstreffen teilnehmen. Sie dienen dem Austausch untereinander.
Frage: Wenn man sich als Patin/Pate engagiert, hofft man auch, dass man etwas zurückbekommt. Was kann das sein?
Fr. Wyss: In erster Linie ist es wohl die Wertschätzung, die man erhält, wenn man mit den Kindern und den Familien zusammen ist. Man wird in die Familie eingebunden, vor allem, wenn man alleinstehend ist.
Es eröffnen sich neue Lebensperspektiven, und man kann seine Lebenserfahrungen in die Familie einbringen. Man lernt voneinander, wird beweglicher in den Gedanken und Gefühlen. Man entdeckt neue Fähigkeiten.
Frage: Wie finden sich die Paten und Familien?
Fr. Wyss: Wenn sich Familien melden, die Paten suchen, dann besuche ich sie und die Paten, die sich für diese Aufgabe melden. Ich schaue mir ihr Umfeld, ihre Umgebung an, auch, ob es in der Nähe einen Spielplatz gibt.
Wichtig ist, wer zu wem passt, das die Fahrwege relativ kurz sind, man in der Nachbarschaft lebt. Das erleichtert vieles. Ist eine Patenfamilie gefunden, gibt es ein erstes Treffen in der Familienbildungsstätte. Eine Schnupperphase von 3 Monaten wird vereinbart. Dann unterschreibt man einen Patenvertrag für ein Jahr.
Man braucht außerdem ein polizeiliches Führungszeugnis.
Frage: Warum würden Sie sich für die Übernahme einer Patenschaft melden?
Fr. Wyss: Ich finde, in der Übernahme einer Patenschaft für eine Familie liegt eine große Chance, eine Familie am eigenen Leben teilnehmen zu lassen und so Lebenserfahrungen weiterzugeben. Alle profitieren von der Gemeinschaft. Gemeinsame Erlebnisse verbinden sie miteinander. Für die Entwicklung der Kinder ist es vorteilhaft, wenn unterschiedliche Erwachsene Fähig- und Fertigkeiten an sie weiterzugeben. Man baut eine vertrauensvolle Beziehung auf, die vielleicht über Jahre anhält. Das ist sehr befriedigend für alle Seiten. Durch die Patenschaft wird die Familie entlastet und unterstützt.
Frage: Aber dennoch muss man auch über die Grenzen, die in dieser ehrenamtlichen Aufgabe stecken, reden. Wo sehen Sie diese Grenzen?
Fr. Wyss: Das Recht auf Privatleben bleibt bestehen, die Paten gehen in ihr Zuhause zurück und gewinnen so auch wieder Abstand. Distanz und Nähe auszubalancieren ist wichtig. Niemand soll sich überfordern oder sich überfordert fühlen. Es ist auch ein gutes Recht, mal keine Zeit zu haben oder zu verreisen. Darum beraten wir die Paten und die Familie und haben immer ein offenes Ohr für sie. Die Patenschaft ist ein Amt, das zeitlich begrenzt ist. Natürlich können sich daraus Freundschaften entwickeln.